Geschichte des IFA
- Industrieverband Fahrzeugbau -
der DDR:

Die Automobil-Industrie Deutschlands war bis 1945 hauptsächlich auf dem Gebiet der alten Bundesrepublik konzentriert. Den Werken auf dem Gebiet der ehemalige Deutschen Demokratischen Republik fehlten zu jenem Zeitpunkt ausreichende Zuliefererbetriebe, so daß unmittelbar nach dem Kriege an eine Kraftfahrzeugproduktion noch nicht zu denken war. Die Automobilfacharbeiter begannen mit Fahrzeugreparaturen und bauten auch branchenfremde Erzeugnisse, so z.B. Schrotmühlen, Eggen in Zwickau, Ofengestelle in Zschopau, Kochtöpfe in Eisenach, Beile in Suhl, Handwagen und Kartoffelkörbe in Hainichen.

Doch die Automobilbauer zwischen Eisenach und Zittau sahen darin nicht ihre zukünftige Lebensaufgabe: sie bauten das Sprichwort "Not macht erfinderisch" in ihren Alltag ein. Mit Erfolg: Am 13. Oktober 1945 wurde von der damaligen sowjetischen Militär-Administration für Deutschland (SMAD) der Befehl zur "Inbetriebnahme der Automobil- und Motorradproduktion im ehemaligen BMW-Werk Zweigniederlassung Eisenach" erlassen. Die ersten Pkw vom Typ BMW 321 und Motorräder vom Typ EMW R 35 konnten hergestellt werden. In Sachsen dauerte es etwas länger. Die vorhandenen Betriebe stellten sich nach und nach wieder auf Fahrzeuge um. Dafür waren die Sachsen im organisatorischen Bereich etwas schneller: Am 1. Juli 1946 nahm die "Industrieverwaltung 19 - Fahrzeugbau", kurz IFA, ihre Arbeit auf. Sie entstand als Sammelgesellschaft für die im sächsischen Staatsbesitz befindlichen Unternehmen der Kraftfahrzeug- und Zubehörindustrie. In der Geburtsstunde der IFA gehörten die Produktionsstandorte in Zwickau, Zschopau und Zittau dazu. Die Fahrzeugproduktion selbst begann in Zwickau mit dem Lkw "Horch H 3" und dem Traktor "Pionier". Die ersten Neuproduktionen wurden dann auf der Leipziger Technischen Messe 1948 vorgestellt: Neben den schon bekannten Typen aus Eisenach (BMW 321 und BMW R 35) konnten aus Zschopau das Motorrad L 60 und aus Zwickau die Typen DKW F 8 und DKW F 9 vorgestellt werden. Schon ein Jahr später sah das Fahrzeugspektrum üppiger aus: Das Traktorenangebot wurde um die Typen "Aktivist" und "Solidarität" erweitert, im Nutzfahrzeugbereich kamen der "Granit 27" aus Zittau, der "Framo" aus Hainichen und der Lowa-Obus" aus Werdau hinzu. Spektakulärer sah es bei den Eisenacher Produkten aus: der Zweiliter-Rennsportwagen "Intertyp", das Sportcabriolet "340/1" und die schnittige Studie "S 1" rundeten das bekannte Bild ab. Zschopau fügte seinem Programm die unverwüstliche  "RT 125" hinzu. Nicht zu vergessen ist die "Harley des Ostens", die legendäre "AWO 425" aus Suhl. In den folgenden Jahren entwickelte sich die Fahrzeugindustrie vergleichsweise stürmisch und erreichte ihren Höhepunkt in den Jahren zwischen 1955 und 1965. Neben dem Pkw vom Typ "311" aus Eisenach mit gut 11 Modellvarianten eines 1000-ccm-Motors, brillierte die Modellvielfalt vor allem im Nutzfahrzeugbereich, sei es bei Kleintransportern des Typ "Barkas", beim mittleren Lkw vom Typ "Robur" oder beim großen Nutzfahrzeug vom Typ "IFA W 50". Keine Ausnahme davon machte das im Kommunalbereich beliebte Fahrzeug vom Typ "Multicar" aus Waltershausen. Die ersten Jahre nach 1965 sind überwiegend von Modellverbesserungen geprägt. Neue Entwicklungen kamen leider nicht über den Prototypstatus hinaus. Nur wenige Betriebe haben 1991 die wirtschaftlichen Veränderungen überstanden, z.B. Simson (Suhl), MZ (Zschopau), Multicar (Waltershausen). Die Dokumentation der Fahrzeuggeschichte und der Erhalt vorhandener Exponate sind das besondere Anliegen des A.I.C.E. e.V.-Allgemeiner IFA-Club Europa.